GESCHICHTE - Neues Projekt

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GESCHICHTE

Sieversdorf wurde 1334 erstmals urkundlich  erwähnt. Jedoch dürfte bereits weit davor der Flecken bewohnt gewesen  sein. Ein bedeutender Einschnitt für Sieversdorf bildete der  Dreißigjährige Krieg, der die Bevölkerung stark dezimierte. Bis in das 19. Jahrhundert hinein bestand Sieversdorf aus den Orten Groß-Sieversdorf und Klein-Sieversdorf, Sie hatten jeweils ihren eigenen  Dorfschulzen (Bürgermeister), wobei die Kirche für alle Sieversdorfer in Klein-Sieversdorf stand.
Aus Anlass der Trockenlegung des Rhinluches und zur 230-jährigen Wiederkehr der Inspektion Friedrich II.

Der  preußische König Friedrich II. hatte in der 2. Hälfte des 18.  Jahrhunderts den Befehl erteilt, das Luch und alle Niederungen am Rhin  zu entwässern und Kolonien anzulegen. Bis 1775 waren in der näheren  Umgebung von Rhinow schon sieben Kolonien entstanden. Hier lebten 133  Familien, die aus der Pfalz und Holland zugezogen waren. Am 23.7.1779  reiste Friedrich II., im Volksmund wurde er auch später der "Alte Fritz"  genannt, durch das Ländchen Rhinow, um sich von der Ausführung seines  Befehls zu informieren. Er bestieg den Gollenberg bei Stölln und hielt  dort mit einem Fernrohr Ausschau in das Land. Sein Urteil lautete: "Das  ist wahr, das ist wider meine Erwartung! Das ist schön. Ich muss Euch  das sagen, alle, die Ihr daran gearbeitet habt! Ihr seid ehrliche Leute  gewesen! (Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Th. Fontane). Aus  Anlass der 230-jährigen Wiederkehr seiner Inspektion in die  trockengelegten Gebiete weilte seine Majestät König Friedrich II. im  Jahre 2009 auch in Sieversdorf.  Hinter dem Ort beginnt das weiträumige  Niederungsgebiet von Rhin, Dosse und Jäglitz, das sich bis an die Havel  erstreckt.  Sieversdorf liegt damit in unmittelbarer Nachbarschaft zum  seinerzeit trockengelegten Luchgebiet und den dort angelegten Kolonien.   Sieversdorf selbst ist keine Kolonie, sondern ein über Jahrhunderte  angestammter Wohnsitz, der im Jahre 1334 erstmalig urkundlich erwähnt  wurde. Aus diesem Anlass beging der Ort im Jahre 2009 seine  675-Jahr-Feier  auf der auch Friedrich II.    in Begleitung von  Militärangehörigen verschiedenener Regimenter weilte.
Das mitteldeutsche Ernhaus,
ein Bauernhaustyp, der in der Region nur hier in Sieversdorf anzutreffen ist

In  der Sieversdorfer Dorfstraße ist der abgebildete Haustyp häufig  anzutreffen. Charakteristisch ist der zur Straße stehende Giebel und  eine lang heruntergezogene Dachseite. Es handelt sich dabei um das  sogenannte mitteldeutsche Ernhaus mit langer Abseite. Während man an der  einen Längsseite des Hauses stehenden Fusses mit der Hand bis an das  Dach reicht, ist die andere Längsseite um etliches höher. Diese Seite  ist immer dem Hof zugewandt. Dort hat man über Luken Zugang zum  Obergeschoss direkt unter dem Dach. Die Raumhöhe im Haus ist durchweg um  zwei Meter, manchmal auch weniger. Ursprünglich wurden diese Häuser,  als noch am offenen Feuer gekocht und gelebt wurde, auf beiden Seiten  hoch heraus gebaut. Diese Höhe war notwendig, damit sich im Inneren der  Rauch und die Funkenbildung vom Feuer her soweit beruhigte und abkühlte,  dass er ohne Schaden anzurichten, unter dem Dach über Öffnungen an den  Giebelseiten abziehen konnte. Außerdem entstand so auch eine  Schlotwirkung, denn der Rauch stieg nach oben und war nicht im  Aufenthaltsbereich lästig. Die Dächer waren allesamt mit Schilfrohr oder  Stroh eingedeckt. Es konnte schnell ein Brand entstehen. Der Bereich um  die Küche war baulich bis unter das Dach offen. Über die Zeit war er  durch den abziehenden Rauch durch Ruß geschwärzt. Die Wohnräume und  Stallungen, die sich links und rechts von der Küche erstreckten, hatten  eingezogene Lehmdecken. Dadurch entstand unterhalb des Daches Bodenraum,  der zur Lagerung von Vorräten, Stroh und Heu diente. Dies trug auch zur  Dämmung und damit zur Energiesparung bei. Im Laufe der Zeit mussten  bauliche Erweiterungen vorgenommen werden, wenn der Platz nicht mehr  reichte oder die Lebensbedingungen für Mensch und Tier verbessert werden  mussten. Eine Möglichkeit war es das Haus nach beiden Seiten hin zu  verlängern. Es entstanden neue Kammern oder Stallungen vor den  bisherigen Giebeln. Des weiteren konnte man das Dach auf der  hofabgewandten Seite weiter herunterzuziehen bis auf Höhe der  eingebauten Lehmdecken. So entstanden seitlich an das Haus angebaute  neue Räume, bzw. die vorhandenen Räume konnten verbreitert werden.. Bei  manchen Häusern war der nachträgliche Anbau und die Abschleppung des  Daches deutlich am Fachwerk zu erkennen. Andere Häuser wurden später  gleich von vornherein mit einer langen Abseite gebaut.

Bodo Knaak
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